Die Hütehündin Carrie war schon zehn Jahre alt, als wir eine zehn Wochen alte Katze adoptierten. Carrie war den Umgang mit älteren Katzen, die mit ihr nichts zu tun haben wollten und mit Kaninchen und Hühnern gewohnt. Die Kaninchen jagte sie schon mal in ihren Stall, vor dem Zaun zur Voliere sprang sie, wenn sie dort vorbeiging, auf die Hühner zu und schien sich darüber zu freuen, wenn diese aufgeregt wegliefen.
Mit der kleinen Csacsa war das anders. Das Kätzchen war etwas zu früh von ihrer Mutter getrennt worden. Die ersten Tage versteckte sie sich nur und war nicht bereit, mit irgendjemandem Kontakt aufzunehmen. Carrie war ihr unheimlich, sie lief vor ihr weg.
Carrie kümmerte sich gar nicht um Csacsa. Sie wusste, dass dieses kleine Tier nun zur Familie gehören würde. Also durfte sie es nicht jagen oder verletzen. Aber sie hatte sonst keine Berührungspunkte mit der Katze. Deshalb ließ sie sie einfach links liegen.
Nach einigen Tagen Fauchen und Weglaufen kam das Naturell der kleinen Csacsa allmählich zum Tragen. Sie pirschte sich immer wieder an Carrie heran und schnupperte an ihr. Carrie ignorierte sie. Da sie sich nicht bewegte, wenn Csacsa um sie herum lief, wurde das kleine Kätzchen immer kesser. Sie begann, Carries Schwanz als Spielobjekt zu verwenden oder auch mal nach ihren Pfoten zu angeln. Die Hündin tat einfach so, als sei sie Luft. Das hielt sie auch ein Jahr lang bei. Außer bei einer Glegenheit. Da hatten wir von deineTorte eine leckere Sahnecreme-Nascherei auf dem Tisch stehen und waren kurz in den Garten gegangen. Als Carrie bellte, liefen wir hinein und sahen gerade noch Csacsa vom Tisch springen. Daran erkannten wir, dass Carrie sehr wohl wusste, was Csacsa tat, und eben auch, was sie nicht tun durfte, nämlich von Torten naschen.
Eines nachts ging mein Mann noch einmal in die Küche. Carrie lag dort auf dem Boden, aber sie sah seltsam unförmig aus. Mein Mann machte ein Licht an. Carrie schlief sehr entspannt, und auf ihrem Rücken lag Csacsa, gähnte und sah meinen Mann mit verschlafenen Augen an. Danach legte die Katze sich immer wieder mit in Carries Korb, kuschelte sich an den Hund an oder leckte ihn auch schon mal ab. Kam Carrie nach Hause, rannte Csacsa auf sie zu und sprang hoch, um sie mit den Vorderpfoten zu packen.
Andere Hunde waren Csacsa weiterhin unheimlich, aber sie rannte nie vor ihnen weg, sondern machte eher einen Buckel und stolzierte davon, wenn sie einen traf.
Und dann war Csacsa plötzlich weg. Von einem auf den anderen Tag verschwunden. Wir suchten sie überall. Sie tauchte nicht mehr auf. Carrie schien das nichts auszumachen. Wir räumten nach einem Monat Csacsas Sachen weg. Aber ohne Katze fühlten wir uns unglücklich. Wir holten einen älteren Kater aus dem Tierheim. Carrie beachtete auch ihn nicht, und er hatte nie mit Carrie zu tun. Als der das erste Mal auf den alten Platz von Csacsa sprang, um dort zu fressen, sah Carrie ihn fassungslos an. Da wurde uns bewusst, dass sie die kleine Katze Csacsa schmerzlich vermisste.